Veröffentlichungen - Rezensionen

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V / 1 Peter Steckhan, Rezension: Holger Behling, Hans Gudewerdt der Jüngere. Bildschnitzer zu Eckernförde, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte und Landeskunde 19, 1993/1994, S.237f.
V / 2 Peter Steckhan, Rezension: lzabella Gawin und Dieter Schulze, Wolfsburg und die Autostadt: ein kompakter Reiseführer, Bremen 2002:

Die Edition Temmen legt mit dem Buch "Wolfsburg und die Autostadt entdecken und erleben" einen kompakten Reiseführer vor, der in die Rubrik "aus vielen schlechten Büchern machen wir ein neues" fällt.

Auf den ersten Blick scheint der Reiseführer vom Layout und inhaltlicher Konzeption ein sehr ansprechendes Werk zu sein. Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig.

Der Verlag und die Autoren lassen es an einer gründlichen Recherche über die Stadt Wolfsburg fehlen. Schon die auf der Innenseite des Einbandes befindliche Karte weist Kurioses auf. Da liegt die "Autostadt" mitten in den Werkshallen des VW-Werkes - an total falscher Stelle. Bauwerke, die zur Drucklegung 2002 schon fertig oder doch zumindest im Rohbaubegriffen waren (Volkswagenarena, Brücke über den Mittellandkanal zur Autostadt, Autostadt usw.) und zum Teil obendrein sogar im Band abgebildet sind, fehlen. Der Info-Pavillon für Touristen ist gar nicht erst verzeichnet - die nicht unwichtige Telefonnummer dazu später im Text falsch. Auch ein "Heimatmuseum" ist eingetragen, das der Tourist vergeblich suchen wird. usw. usw.

Besonders peinlich ist die Geschichtsdarstellung auf Seite 7ff.. Die grob verletzende Theorie der Stadtnamensgebung ("Deckname Wolf', die der Rezensent schon vor Erscheinen des entsprechenden Buches im Jahre 2001 als historisch falsch nachgewiesen hat, leitet den Textteil ein. Der Besucher bekommt also gleich von Anfang an ein falsches, negatives Bild der Stadt geliefert Und diese falschen, fehlerhaften Angaben und Halbwahrheiten ziehen sich durch das Ganze. Ob es nun die Familie von Bartensleben"s" ist oder die Verharmlosung, die Grafen von der Schulenburg hätten das Schloss 1942 den Nationalsozialisten "übergeben". Und auch die erste Abteilung des Stadtmuseums ist nicht im Keller des Ostflügels. Der ausgestellte Wolf ist auch nicht von 1839". Das Original stammte nämlich von 1824 und ist in der Altmark von russischen Truppen 1945 mitgenommen worden. Weitere Ausführungen zu den dutzenden
Fehlern kann man sich hier wohl ersparen. Der Wolfsburg-Kenner fragt sich: Sind die beiden Autoren jemals mit offenen Augen durch Wolfsburg gegangen? Haben sie sich jemals mit Wolfsburg eingehend beschäftigt? - Wohl kaum! Auch entspricht die Gewichtung des Inhalts nicht unbedingt dem Titel. "Das Volkswagenwerk, die Autostadt und etwas Wolfsburg" wäre da wohl passender gewesen. Denn von den 20 Ortsteilen erfährt der Leser zwar etwas (Fallersieben, Nordsteimke, Burg Neuhaus). Beispielsweise Vorsfelde, das schon im Mittelalter als "stedecken" bezeichnet worden ist, haben die Autoren wohl nicht gekannt.

Schließlich fehlt zentrale Literatur zu Wolfsburg gleich reihenweise. Literatur zweifelhaften Inhalts (z.B. Gerth Korth, 700 Jahre Wolfsburg... ein Buch mit dutzenden Fehlern und teils rechtslastigen Inhalts - oder H.J. u, G. Wohlfromm, Deckname Wolf) werden dagegen angeführt.

Dieser und andere grobe Schwächen haben auch zur Folge, dass der Reiseführer vom City-Marketing und Tourismus e.V. nicht verkauft wird. Auch war er schon wegen eines Teiles des Inhaltes Gegenstand eines Gerichtsverfahrens. Es wäre besser gewesen, der Verlag hätte "Wolfsburg und die Autostadt' nicht herausgegeben.

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