V
/ 2 |
Peter Steckhan, Rezension: lzabella Gawin
und Dieter Schulze, Wolfsburg und die Autostadt: ein kompakter
Reiseführer, Bremen 2002: Die
Edition Temmen legt mit dem Buch "Wolfsburg und die Autostadt
entdecken und erleben" einen kompakten Reiseführer vor, der in die
Rubrik "aus vielen schlechten Büchern machen wir ein neues" fällt.
Auf den ersten Blick scheint der
Reiseführer vom Layout und inhaltlicher Konzeption ein sehr
ansprechendes Werk zu sein. Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig.
Der Verlag und die Autoren lassen es an
einer gründlichen Recherche über die Stadt Wolfsburg fehlen. Schon die
auf der Innenseite des Einbandes befindliche Karte weist Kurioses auf.
Da liegt die "Autostadt" mitten in den Werkshallen des VW-Werkes - an
total falscher Stelle. Bauwerke, die zur Drucklegung 2002 schon fertig
oder doch zumindest im Rohbaubegriffen waren (Volkswagenarena, Brücke
über den Mittellandkanal zur Autostadt, Autostadt usw.) und zum Teil
obendrein sogar im Band abgebildet sind, fehlen. Der Info-Pavillon für
Touristen ist gar nicht erst verzeichnet - die nicht unwichtige
Telefonnummer dazu später im Text falsch. Auch ein "Heimatmuseum" ist
eingetragen, das der Tourist vergeblich suchen wird. usw. usw.
Besonders peinlich ist die
Geschichtsdarstellung auf Seite 7ff.. Die grob verletzende Theorie der
Stadtnamensgebung ("Deckname Wolf', die der Rezensent schon vor
Erscheinen des entsprechenden Buches im Jahre 2001 als historisch
falsch nachgewiesen hat, leitet den Textteil ein. Der Besucher bekommt
also gleich von Anfang an ein falsches, negatives Bild der Stadt
geliefert Und diese falschen, fehlerhaften Angaben und Halbwahrheiten
ziehen sich durch das Ganze. Ob es nun die Familie von Bartensleben"s" ist oder die Verharmlosung, die Grafen von der Schulenburg hätten
das Schloss 1942 den Nationalsozialisten "übergeben". Und auch die
erste Abteilung des Stadtmuseums ist nicht im Keller des Ostflügels.
Der ausgestellte Wolf ist auch nicht von 1839". Das Original stammte
nämlich von 1824 und ist in der Altmark von russischen Truppen 1945
mitgenommen worden. Weitere Ausführungen zu den dutzenden
Fehlern kann man sich hier wohl ersparen. Der Wolfsburg-Kenner fragt
sich: Sind die beiden Autoren jemals mit offenen Augen durch Wolfsburg
gegangen? Haben sie sich jemals mit Wolfsburg eingehend beschäftigt? -
Wohl kaum! Auch entspricht die Gewichtung des Inhalts nicht unbedingt
dem Titel. "Das Volkswagenwerk, die Autostadt und etwas Wolfsburg"
wäre da wohl passender gewesen. Denn von den 20 Ortsteilen erfährt der
Leser zwar etwas (Fallersieben, Nordsteimke, Burg Neuhaus).
Beispielsweise Vorsfelde, das schon im Mittelalter als "stedecken"
bezeichnet worden ist, haben die Autoren wohl nicht gekannt.
Schließlich fehlt zentrale Literatur zu
Wolfsburg gleich reihenweise. Literatur zweifelhaften Inhalts (z.B.
Gerth Korth, 700 Jahre Wolfsburg... ein Buch mit dutzenden Fehlern und
teils rechtslastigen Inhalts - oder H.J. u, G. Wohlfromm, Deckname
Wolf) werden dagegen angeführt.
Dieser und andere grobe Schwächen haben
auch zur Folge, dass der Reiseführer vom City-Marketing und Tourismus
e.V. nicht verkauft wird. Auch war er schon wegen eines Teiles des
Inhaltes Gegenstand eines Gerichtsverfahrens. Es wäre besser gewesen,
der Verlag hätte "Wolfsburg und die Autostadt' nicht herausgegeben. |